Posts tagged ‘Bologna-Prozess’

Master-Arbeit online

Nach einigem Überlegen habe ich mich entschlossen, meine Master-Arbeit nun online zugänglich zu machen. Man kann sie ab sofort in der Bibliographie des Instituts für Medien und Bildungstechnologie herunterladen (Link: http://www.imb-uni-augsburg.de/files/Jenert_Kompetenzentwicklung_Bologna_08.pdf)

Bewertet wurde die Arbeit mit einer 1,0, allerdings möchte ich hier kurz auf die wichtigsten Kritikpunkte eingehen, die Korrektoren und Leser angebracht haben.

  • Wichtigster Kritikpunkt von Gabi Reinmann ist die zu lose Anbindung des empirischen Teils an den theoretisch-konzeptionellen Rest der Arbeit. Hier hätte es einer besseren Vorbereitung der empirischen Fragestellung und einer deutlicheren Herleitung der Forschungsfragen bedurft. Durch dieses Manko wirkt der empirische Teil etwas „angehängt“, was er de facto auch ist. Mit der Frage nach Motiven zur Studiengestaltung mache ich hier fast noch einmal ein neues Thema auf. Dieses ist zwar wichtig für die Implementierung innovativer didaktischer Desings, nimmt der Arbeit aber etwas das runde Ende.
  • Das Verhältnis von Narration und Reflexion in Abschnitt 4.2 ist nicht klar genug dargestellt. Man kann sich fragen, ob Narration nun ein Mittel zur Reflexion ist oder umgekehrt. Diese Begriffe zu ordnen und genauer in Beziehung zu setzen ist eine Aufgabe, mit der ich mich gerne noch intensiver befassen möchte.
  • Tom Sporer sieht in der inhaltlichen Breite der Arbeit eine grundlegende Schwachstelle. Die recht weitläufige Herleitung aktueller Bildungsziele aus der soziologischen Perspektive ist seiner Meinung nach zu ausschweifend bzw. lässt sich in einer Master-Arbeit nicht in ausreichender Tiefe darstellen. Ich erkenne dieses Problem, andererseits liegt den Gutachten zufolge in der konzeptionellen Breite der Arbeit gerade auch eine Stärke. Ich bin auch der Meinung, dass aktuelle Bildungsziele und entsprechende Lösungsmöglichkeiten unter verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven (u. a. (soziologische, pädagogische, psychologishe und gesellschaftspolitische) erörtert werden müssen. Zweifelsohne kann dies in einer Master-Arbeit nicht auch nur annähernd vollständig geschehen. Daher soll meine Arbeit auch als Anregung verstanden werden, welche Fragen man stellen und diskutieren kann und wie sich verschiedene Perspektiven eventuell zusammenbringen ließen.

März 31, 2008 at 10:49 am 5 Kommentare

Ist Bologna schuld?

Sandra hat in der Süddeutschen Zeitung einen aufschlussreichen Artikel über die – positiven wie negativen – Auswirkungen des Bologna-Prozesses gefunden. Während wohl tatsächlich kürzer und leistungsorientierter studiert wird, steigt auch die Zahl derer, die nicht mehr mit Leistungsdruck und Zeitnot klarkommen. Der Nebenjob zum Bezahlen der Studengebühren ist dabei auch wenig hilfreich.

Nun bin ich ja bekennender Bologna-Skeptiker und in vielerlein Hinsicht auch Kritiker. Allerdings frage ich mich mittlerweile, ob wirklich „Bolgona“ alleine an solchen Entwicklungen schuld ist, oder doch eher individuelle, sehr beschränkte Interpretationen der Bologna-Richtlinien bei der Curriculumsgestaltung. Ein Beispiel: Letzte Woche berichtete eine Studienanfängerin (Bewerberin auf mein WG-Zimmer) über ihren Studienalltag in einem der neuen Bachelor-Studiengänge in Augsburg. Fünf (oder waren es sechs) Klausuren hat sie zu bewältigen und dann noch Seminararbeiten. Im ersten Semester (!). Nicht schlecht, da hätte ich als Ersti wohl wirklichen Stress gehabt.

Man fordert die Studierenden also. Schön, auf dass sie erst gar nicht auf den Gedanken kommen, faul an der Uni rumzuhängen. Aber dann erzählt sie: „Ja, wir machen alle das gleiche. Wir haben sogar einen Stundenplan gekriegt. Ist eigentlich wie in der Schule.“ Aha, da schau her. Studenplan, alle machen das gleiche. Im zweiten Semester gleich nochmal und ab dem dritten ist der Studierende von heute dann soweit, dass er sich schon mal seine Veranstaltungen selbst zusammensuchen kann. Entwickelt man so Kompetenz? Wird man so ein selbstständig denkender und letztlich auch arbeitender Mensch? Und die Frage aller Fragen: Liegt das an Bologna, oder ist das schlicht didaktische Einfallslosigkeit, weil man sich unter Modularisierung nichts anderes vorstellen kann, als die Schule einfach um drei Jahre zu verlängern?

Ich bin jedenfalls froh, meinen B.A./M.A.-Studiengang Medien und Kommunikation studiert zu haben. Da ist zwar auch nicht alles perfekt, aber mir zeigt mein Studium, dass es auch eine andere Interpretation von Bologna gibt. Denn Modularisierung und Monokultur bedingen sich nicht zwangsweise. Und Bologna schreibt keineswegs fest, dass Studierende in Arbeit ertränkt und gleichzeitig aller Eigenverantwortung beraubt werden müssen. In diesem Sinne kann man nur hoffen, dass möglichst viele Curriculumsplaner kreative Menschen seien.

Januar 12, 2008 at 11:09 am 8 Kommentare


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